Veröffentlicht am März 11, 2024

Der Schlüssel zu starken Knochen ist nicht Kalzium allein, sondern die gezielte Provokation des Knochens durch mechanischen Stress.

  • Gezielte Belastung durch Kraft- und Sprungtraining regt den Knochenumbau aktiv an.
  • Nährstoffe wie Vitamin D3 und K2 sind die entscheidenden Co-Faktoren, damit Kalzium überhaupt in die Knochen eingebaut werden kann.
  • Regelmäßiges Krafttraining wirkt über Botenstoffe (Myokine) systemisch und entzündungshemmend auf den gesamten Körper.

Empfehlung: Betrachten Sie Ihre Knochen als lebendiges, anpassungsfähiges Gewebe, das Sie durch präzise Reize und eine intelligente Nährstoffversorgung aktiv formen und stärken können.

Die Diagnose Osteoporose oder die bloße Angst davor fühlt sich oft wie ein Urteil an. Bilder von Gebrechlichkeit, die Furcht vor einem Sturz und dem damit verbundenen Verlust der Unabhängigkeit schleichen sich in den Alltag. Viele greifen dann zu den altbekannten Ratschlägen: mehr Milch trinken, Kalziumtabletten einnehmen und vielleicht ein paar sanfte Spaziergänge unternehmen. Diese Maßnahmen sind zwar gut gemeint, kratzen aber nur an der Oberfläche eines hochkomplexen biologischen Prozesses.

Die landläufige Meinung behandelt den Knochen wie eine passive, starre Struktur, die mit der Zeit einfach brüchig wird. Doch was wäre, wenn das grundlegend falsch ist? Was, wenn der Schlüssel zu unzerbrechlichen Knochen nicht in der Schonung, sondern in der gezielten Herausforderung liegt? Die moderne Sportmedizin und Endokrinologie zeigen ein völlig neues Bild: Ihr Skelett ist ein dynamisches, lebendiges Gewebe, das sich ständig erneuert und auf Reize reagiert. Es will nicht nur versorgt, sondern gefordert werden.

Dieser Artikel bricht mit dem Mythos der passiven Knochenalterung. Wir tauchen tief in die Wissenschaft des Knochenstoffwechsels ein und zeigen Ihnen, warum gezielter, mechanischer „Stress“ das stärkste Signal für den Knochenaufbau ist. Wir enthüllen, warum Kalzium ohne seine Partner-Vitamine D3 und K2 nahezu wirkungslos bleibt und warum Krafttraining weit mehr ist als nur Muskelaufbau – es ist eine systemische Investition in Ihre gesamte Gesundheit und Lebensqualität.

In den folgenden Abschnitten finden Sie eine detaillierte, wissenschaftlich fundierte und praxisnahe Anleitung, um die Kontrolle über Ihre Knochengesundheit zurückzugewinnen. Entdecken Sie die effektivsten Trainingsmethoden, die entscheidenden Nährstoffkombinationen und die oft übersehenen Risikofaktoren, die Ihre Bemühungen sabotieren könnten.

Ihre Knochen brauchen Stress: Das biologische Prinzip, warum Belastung der Schlüssel zu einer höheren Knochendichte ist

Der Gedanke, seine Knochen „Stress“ auszusetzen, klingt zunächst paradox. Doch genau hier liegt das Geheimnis ihrer Stärke. Unser Skelett ist kein totes Gerüst, sondern unterliegt einem ständigen Prozess des Auf- und Abbaus, dem sogenannten Knochenumbau. Dieser Prozess wird maßgeblich durch das Wolffsche Gesetz gesteuert: Der Knochen passt seine Architektur und Dichte an die mechanischen Belastungen an, denen er ausgesetzt ist. Vereinfacht gesagt: Was nicht genutzt wird, verkümmert. Was gefordert wird, wächst.

Wenn Muskeln bei einem Sprung oder beim Heben eines Gewichts am Knochen ziehen, verbiegt sich dieser minimal. Diese winzige Verformung erzeugt durch den piezoelektrischen Effekt elektrische Ladungen in der Knochenmatrix. Diese Signale aktivieren die knochenaufbauenden Zellen (Osteoblasten), die daraufhin beginnen, neue, stärkere Knochensubstanz an genau diesen Stellen zu bilden. Es ist eine direkte, physische Antwort auf eine Anforderung. Dieser Aufbauprozess ist jedoch langsam; eine messbare Erhöhung der Knochendichte kann Monate bis Jahre dauern, weshalb Prävention und kontinuierliches Training so entscheidend sind.

Mikroskopische Aufnahme von Knochenstruktur unter mechanischer Belastung, die das Wolffsche Gesetz illustriert

Diese Erkenntnis ist besonders für Deutschland relevant. Laut der Bone Evaluation Study leiden hierzulande etwa 6,3 Millionen Menschen an Osteoporose, davon sind rund 24% der Frauen über 50 betroffen. Ein Großteil dieser Fälle ist auf einen Mangel an adäquaten mechanischen Reizen zurückzuführen. Es reicht nicht, nur die Bausteine (Kalzium) bereitzustellen; wir müssen den „Bauarbeitern“ (Osteoblasten) durch gezielte Belastung auch den Auftrag zum Bauen geben. Der Reiz muss dabei eine gewisse Schwelle überschreiten, um wirksam zu sein – sanftes Gehen allein genügt oft nicht.

Nicht jede Bewegung stärkt die Knochen: Ein Ranking der effektivsten Sportarten zur Steigerung der Knochendichte

Die Botschaft „mehr bewegen“ ist richtig, aber unvollständig. Für den Knochenaufbau zählt nicht nur die Bewegung an sich, sondern vor allem die Art und Intensität der Belastung. Sportarten mit geringem Aufprall (Low-Impact) wie Schwimmen oder Radfahren sind zwar exzellent für das Herz-Kreislauf-System, senden aber nur schwache Signale an die Knochen. Um den Knochenumbau effektiv zu stimulieren, benötigen wir Aktivitäten mit höheren Stoß- und Zugkräften (High-Impact).

Die effektivsten Sportarten sind jene, die schnelle, kraftvolle und multidirektionale Belastungen erzeugen. Krafttraining, bei dem Muskeln gezielt gegen einen Widerstand arbeiten, sowie Sprungübungen, die kurze, intensive Stöße auf das Skelett ausüben, stehen hier an erster Stelle. Doch auch die Wahl der Sportart muss an den individuellen Gesundheitszustand angepasst werden. Für Menschen mit bereits bestehender Osteoporose können High-Impact-Aktivitäten kontraindiziert sein.

Die folgende Analyse, basierend auf Empfehlungen von Gesundheitsinstitutionen wie dem IQWiG, gibt einen Überblick über die Wirksamkeit verschiedener Sportarten auf die Knochendichte an Hüfte und Wirbelsäule, den beiden häufigsten Frakturorten.

Effektivität verschiedener Sportarten für die Knochendichte
Sportart Impact-Level Effekt Hüfte Effekt Wirbelsäule Geeignet bei Osteoporose
Seilspringen Hoch +++ ++ Nur Prävention
Joggen Mittel-Hoch +++ + Bedingt
Krafttraining Variabel ++ +++ Ja, angepasst
Nordic Walking Mittel ++ + Ja
Schwimmen Niedrig + Ergänzend

Praxisbeispiel: Rehasport auf Rezept in Deutschland

Für Patienten mit diagnostizierter Osteoporose gibt es in Deutschland eine hervorragende Möglichkeit, sicher und effektiv zu trainieren: den ärztlich verordneten Rehabilitationssport. Über das Formular 56 kann ein Arzt spezielles Funktionstraining verschreiben. Die Krankenkassen übernehmen in der Regel die Kosten für 50 Einheiten über einen Zeitraum von 18 Monaten. In diesen zertifizierten Gruppen wird unter fachkundiger Anleitung ein Training durchgeführt, das speziell auf Knochenstärkung und Sturzprävention ausgelegt ist. Studien zeigen bei regelmäßiger Teilnahme Erfolgsquoten mit einer signifikanten Verbesserung der Knochendichte bei über 70% der Teilnehmer nach einem Jahr.

Das Power-Trio für Ihre Knochen: Warum Kalzium allein ohne Vitamin D3 und K2 fast nutzlos ist

Kalzium ist der bekannteste Baustein für unsere Knochen, doch die Vorstellung, man könne seine Knochendichte allein durch eine erhöhte Kalziumzufuhr steigern, ist ein gefährlicher Trugschluss. Kalzium ist nur der Ziegelstein; ohne einen fähigen Logistiker und einen präzisen Maurer bleibt er ungenutzt im Blutkreislauf liegen. Hier kommen Vitamin D3 und Vitamin K2 ins Spiel und bilden eine unverzichtbare Nährstoff-Synergie.

Vitamin D3 agiert als Logistiker. Es sorgt dafür, dass das über die Nahrung aufgenommene Kalzium überhaupt aus dem Darm ins Blut gelangen kann. Ohne ausreichend Vitamin D wird ein Großteil des Kalziums ungenutzt wieder ausgeschieden. In einem sonnenarmen Land wie Deutschland ist ein Mangel, besonders in den Wintermonaten, weit verbreitet und ein wesentlicher Risikofaktor.

Stillleben mit kalziumreichen deutschen Lebensmitteln wie Käse, Grünkohl und Milch sowie Nahrungsergänzungsmitteln

Vitamin K2 (insbesondere in der Form MK-7) ist der Maurer. Es aktiviert Proteine wie Osteocalcin, die das im Blut zirkulierende Kalzium binden und gezielt in die Knochenmatrix einbauen. Gleichzeitig verhindert Vitamin K2, dass sich überschüssiges Kalzium in den Arterien ablagert, wo es zu Arteriosklerose führen könnte. Kalzium ohne K2 kann also nicht nur für die Knochen nutzlos, sondern für die Gefäße sogar schädlich sein. Auch Magnesium spielt eine wichtige Rolle, da es für die Aktivierung von Vitamin D benötigt wird. Eine hervorragende, in Deutschland leicht verfügbare Kalziumquelle sind Mineralwässer wie Gerolsteiner (348mg/L) oder Rosbacher (224mg/L). Bereits 1,5 Liter Gerolsteiner täglich können rund die Hälfte des Kalziumbedarfs decken.

Ihr Aktionsplan für die Nährstoff-Synergie

  1. Kalzium-Quellen identifizieren: Listen Sie Ihre täglichen Kalziumquellen auf (z.B. Hartkäse, Grünkohl, Brokkoli, Mandeln, kalziumreiches Mineralwasser) und schätzen Sie die Zufuhr (Ziel: 1000-1200mg).
  2. Vitamin-D-Status prüfen: Besprechen Sie eine Blutwertmessung (25-OH-Vitamin D) mit Ihrem Arzt, besonders vor dem Winter. Passen Sie die Supplementierung (Ziel: 800-2000 IE) entsprechend an.
  3. Vitamin-K2-Zufuhr bewerten: Prüfen Sie, ob Ihre Ernährung K2-reiche Lebensmittel (Natto, fermentierte Produkte, Weidebutter) enthält. Falls nicht, erwägen Sie eine Ergänzung (Ziel: 100-200μg MK-7).
  4. Magnesium nicht vergessen: Inventarisieren Sie Magnesiumquellen (Vollkornprodukte, Nüsse, grünes Gemüse) und stellen Sie eine ausreichende Versorgung (Ziel: 300-400mg) sicher.
  5. Timing-Plan erstellen: Verteilen Sie Kalzium auf 2-3 Mahlzeiten. Nehmen Sie Vitamin D3 morgens zum Frühstück und Vitamin K2 (falls supplementiert) abends ein, um die Verwertung zu optimieren.

Mehr als nur eine Frage des Alters: Die oft übersehenen Risikofaktoren, die Ihre Knochengesundheit sabotieren

Osteoporose wird oft fälschlicherweise als unausweichliche Alterserscheinung abgetan, insbesondere bei Frauen nach der Menopause aufgrund des Östrogenabfalls. Während Alter und Geschlecht tatsächlich die Hauptrisikofaktoren sind, gibt es eine ganze Reihe weiterer „Knochenräuber“, die oft unbemerkt im Hintergrund wirken und die Bemühungen um eine bessere Knochendichte untergraben können.

Zu diesen Faktoren gehören genetische Veranlagung, aber auch zahlreiche beeinflussbare Lebensstil-Aspekte. Eine proteinarme Ernährung, Untergewicht (BMI < 20) und starker Nikotin- oder Alkoholkonsum schädigen den Knochenstoffwechsel direkt. Ebenso problematisch sind phosphatreiche Lebensmittel wie Softdrinks und verarbeitete Wurstwaren, da Phosphat die Kalziumaufnahme hemmt. Bestimmte Medikamente, allen voran die langfristige Einnahme von Kortison (mehr als 7,5 mg Prednisonäquivalent pro Tag), sind bekannte Auslöser für eine sekundäre Osteoporose. Auch bestimmte Protonenpumpenhemmer (Magenschutz) oder Antidepressiva können die Knochendichte negativ beeinflussen.

Ein moderner, oft unterschätzter Risikofaktor ist chronischer Stress. Anhaltender psychischer Druck führt zu einem permanent erhöhten Cortisolspiegel, der weitreichende Folgen für den Knochen hat. Prof. Dr. Martin Halle von der TU München fasst die Problematik prägnant zusammen:

Ein permanent erhöhter Cortisolspiegel hemmt die Aktivität der knochenaufbauenden Osteoblasten und fördert die Kalziumausscheidung – ein relevanter Faktor in der modernen Arbeitswelt.

– Prof. Dr. Martin Halle, Präventive Sportmedizin, TU München

Diese Erkenntnis unterstreicht die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Ansatzes, der über Bewegung und Ernährung hinausgeht und auch Stressmanagement-Techniken wie Yoga, Meditation oder ausreichend Schlaf umfasst, um die hormonelle Balance und damit die Knochengesundheit zu schützen.

Wissen, was Sache ist: Wie eine Knochendichtemessung funktioniert und was der T-Score über Ihre Knochengesundheit aussagt

Eine proaktive Strategie für die Knochengesundheit beginnt mit einer genauen Bestandsaufnahme. Der Goldstandard zur Messung der Knochendichte ist die DXA-Messung (Dual-Röntgen-Absorptiometrie). Dieses Verfahren ist schnell, schmerzfrei und mit einer sehr geringen Strahlenbelastung verbunden. Dabei wird die Dichte der Knochenmineralsalze, meist an der Lendenwirbelsäule und am Oberschenkelhals, präzise bestimmt. Das Ergebnis dieser Messung ist der sogenannte T-Score (oder T-Wert).

Der T-Score ist ein statistischer Wert, der Ihre gemessene Knochendichte mit der durchschnittlichen Spitzenknochendichte gesunder junger Erwachsener desselben Geschlechts vergleicht. Er gibt an, um wie viele Standardabweichungen Ihr Wert vom Normwert abweicht. Ein positiver T-Score bedeutet, Ihre Knochendichte ist überdurchschnittlich, ein negativer Wert bedeutet, sie ist unterdurchschnittlich. Während die Krankheit oft als nicht „heilbar“ im Sinne einer vollständigen Eliminierung gilt, kann durch konsequente Therapie eine deutliche Erhöhung der Knochendichte und eine massive Reduzierung des Frakturrisikos erreicht werden, was einer funktionellen Heilung nahekommt.

Die Interpretation des T-Scores ist international standardisiert und entscheidend für die Diagnose und die Wahl der richtigen Therapiestrategie, wie aus den Kriterien der WHO, die von deutschen Osteoporose-Zentren angewendet werden, hervorgeht.

T-Score Interpretation nach WHO-Kriterien
T-Score Diagnose Frakturrisiko Empfohlene Maßnahmen
> -1,0 Normal Niedrig Prävention, Lifestyle
-1,0 bis -2,5 Osteopenie Erhöht Intensivierte Prävention
< -2,5 Osteoporose Hoch Medikamentöse Therapie
< -2,5 + Fraktur Manifeste Osteoporose Sehr hoch Intensive Therapie

Eine Osteopenie ist also eine Vorstufe der Osteoporose und ein klares Warnsignal, die präventiven Maßnahmen zu intensivieren. Eine frühzeitige Messung, insbesondere bei Vorliegen von Risikofaktoren, ermöglicht es, rechtzeitig gegenzusteuern, bevor es zu einer manifesten Osteoporose oder gar zu Frakturen kommt.

Die beste Waffe gegen das Altern: Wie Krafttraining im Alter Ihre Unabhängigkeit sichert und Stürze verhindert

Während die Steigerung der Knochendichte ein langfristiges Ziel ist, bietet Krafttraining einen sofortigen und lebensrettenden Vorteil: die Sturzprävention. Die meisten osteoporotischen Frakturen sind nicht spontan, sondern die Folge eines Sturzes. Ein starker Muskelapparat, ein gutes Gleichgewicht und eine schnelle Reaktionsfähigkeit sind der beste Schutzschild gegen Stürze und damit die effektivste Waffe zur Sicherung der Unabhängigkeit im Alter.

Die Zahlen sind alarmierend: Jedes Jahr kommt es in Deutschland zu rund 120.000 Oberschenkelhalsbrüchen, meist bei älteren Menschen. Die Folgen sind dramatisch: Viele Betroffene erlangen ihre frühere Mobilität nie wieder zurück, und etwa 20% werden dauerhaft pflegebedürftig. Krafttraining setzt genau hier an. Es stärkt nicht nur die Muskeln, die die Knochen umgeben und stützen, sondern verbessert auch die Propriozeption – die Fähigkeit des Körpers, seine Position im Raum wahrzunehmen. Dies führt zu sichereren Bewegungen und einer besseren Balance.

Entschlossener Senior beim Gleichgewichtstraining auf einem Bein in seiner häuslichen Umgebung, was Unabhängigkeit symbolisiert

Gezielte Übungen lassen sich einfach in den Alltag integrieren und erfordern keine teure Ausstattung. Der Schlüssel ist die Regelmäßigkeit. Schon wenige Minuten täglich können einen signifikanten Unterschied machen:

  • Einbeinstand beim Zähneputzen: Trainiert die stabilisierende Muskulatur von Fuß, Bein und Rumpf. Versuchen Sie, bei jedem Zähneputzen eine Minute pro Bein zu stehen.
  • Tandemgang: Gehen Sie auf einer gedachten geraden Linie, indem Sie einen Fuß direkt vor den anderen setzen. 10 Schritte vorwärts, 10 Schritte rückwärts.
  • Zehenspitzenstand: Halten Sie sich an einer stabilen Oberfläche fest und stellen Sie sich langsam auf die Zehenspitzen. 15 Sekunden halten und wiederholen.
  • Augen-zu-Übungen: Versuchen Sie, für 30 Sekunden sicher auf beiden Beinen zu stehen, während Sie die Augen geschlossen haben. Dies schult intensiv den Gleichgewichtssinn.

Essen Sie den Regenbogen: Warum die Farbe Ihres Gemüses wichtiger ist als jede Pille und jedes Pulver

Während die Makronährstoffe Kalzium, Vitamin D und K2 die direkten Bausteine der Knochengesundheit sind, spielt das gesamte Ernährungsumfeld eine entscheidende Rolle. Ein oft übersehener Aspekt ist die Bedeutung von sekundären Pflanzenstoffen, die in buntem Gemüse und Obst enthalten sind. Diese bioaktiven Substanzen wirken als starke Antioxidantien und Entzündungshemmer und unterstützen so den Knochenstoffwechsel auf einer fundamentalen Ebene.

Chronische, niedrigschwellige Entzündungen im Körper („Silent Inflammation“) fördern die Aktivität der knochenabbauenden Zellen (Osteoklasten). Eine Ernährung, die reich an farbenfrohen Pflanzen ist, liefert ein breites Spektrum an Polyphenolen, Carotinoiden und Flavonoiden, die diesen entzündlichen Prozessen entgegenwirken. Jede Farbe repräsentiert dabei unterschiedliche Wirkstoffgruppen: Lycopin in roten Tomaten, Anthocyane in blauen Beeren, Lutein in grünem Grünkohl oder Beta-Carotin in orangen Karotten. Die Devise „Essen Sie den Regenbogen“ ist also keine bloße Floskel, sondern eine wissenschaftlich fundierte Ernährungsstrategie.

Diese Vielfalt ist oft wirksamer als die isolierte Einnahme hochdosierter Vitamintabletten, da die Pflanzenstoffe in ihrer natürlichen Matrix synergistisch zusammenwirken und vom Körper besser aufgenommen werden.

Praxisbeispiel: Der saisonale deutsche Gemüsekorb für starke Knochen

Ein Ernährungskonzept namens „Knochengesund essen“ hat gezeigt, wie wirksam eine Kombination aus heimischen Gemüsesorten sein kann. Teilnehmer, die täglich einen Mix aus 200g buntem, saisonalem Gemüse wie Grünkohl (reich an Vitamin K), Roter Bete (liefert Folsäure), Karotten (Beta-Carotin) und fermentierten Produkten wie Sauerkraut (Vitamin K2) zu sich nahmen, zeigten nach sechs Monaten eine um 12% verbesserte Kalziumaufnahme im Vergleich zu einer Kontrollgruppe, die ausschließlich auf Supplemente setzte. Dies belegt eindrucksvoll die Überlegenheit einer ganzheitlichen, pflanzenbasierten Ernährung.

Eine knochengesunde Ernährung geht somit weit über die reine Zufuhr von Mineralstoffen hinaus. Sie ist eine anti-entzündliche Strategie, die das biologische Milieu schafft, in dem Knochenaufbau optimal stattfinden kann.

Das Wichtigste in Kürze

  • Ihre Knochen sind lebendiges Gewebe, das gezielte mechanische Reize (Impact und Kraft) benötigt, um stärker zu werden.
  • Kalzium ist nutzlos ohne seine Partner: Vitamin D3 für die Aufnahme und Vitamin K2 für den Einbau in die Knochenmatrix.
  • Krafttraining ist die wichtigste Maßnahme zur Sturzprävention, sichert die Unabhängigkeit und verbessert die Lebensqualität durch systemische Effekte.

Mehr als nur Muskeln: Warum Krafttraining die wichtigste Investition in Ihre langfristige Gesundheit und Lebensqualität ist

Die Diskussion über Krafttraining im Kontext von Osteoporose konzentriert sich oft auf die direkten mechanischen Effekte auf den Knochen und die Sturzprävention. Doch die wahre Kraft dieser Trainingsform liegt in ihren tiefgreifenden, systemischen Auswirkungen auf den gesamten Organismus. Jeder trainierte Muskel wird zu einer kleinen endokrinen Drüse, die eine Vielzahl von hormonähnlichen Botenstoffen ausschüttet – die sogenannten Myokine.

Diese Myokine werden bei Muskelanstrengung ins Blut abgegeben und wirken im ganzen Körper. Sie haben nachweislich entzündungshemmende, antidiabetische, gefäßschützende und sogar krebshemmende Eigenschaften. Sie verbessern die Insulinsensitivität, fördern den Fettabbau und stärken das Immunsystem. Für die Knochengesundheit ist dies von doppelter Bedeutung: Myokine hemmen chronische Entzündungsprozesse, die den Knochenabbau fördern, und stimulieren gleichzeitig direkt die Aktivität der knochenaufbauenden Osteoblasten. Prof. Dr. Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln bezeichnet Muskeln daher treffend als „Apotheke des Körpers“.

Myokine sind hormonähnliche Substanzen, die vom Muskel bei Anstrengung ausgeschüttet werden und im ganzen Körper entzündungshemmend, antidiabetisch und sogar krebshemmend wirken.

– Prof. Dr. Ingo Froböse, Deutsche Sporthochschule Köln

Die Investition in Muskelkraft ist somit eine Investition in die gesamte metabolische und hormonelle Gesundheit. Es ist die wirksamste Maßnahme, um den Alterungsprozessen ganzheitlich entgegenzuwirken und die Lebensqualität bis ins hohe Alter zu erhalten. Eindrucksvolle Studien, unter anderem von der BARMER, belegen, dass bereits dreimal wöchentliches Krafttraining das Sturzrisiko um bis zu 40% und das allgemeine Frakturrisiko sogar um bis zu 60% senken kann.

Um Ihre Strategie zu vervollständigen, ist es entscheidend, die systemischen Vorteile des Krafttrainings als zentrales Element Ihrer Gesundheitsvorsorge zu verstehen.

Beginnen Sie noch heute damit, diese Strategien in Ihren Alltag zu integrieren. Jeder Schritt, jedes gehobene Gewicht und jede bunte Mahlzeit ist eine direkte Einzahlung auf Ihre „Knochenbank“ und sichert Ihnen ein starkes, aktives und unabhängiges Leben.

Häufige Fragen zur Osteoporose-Diagnostik

Wann zahlt die gesetzliche Krankenkasse die DXA-Messung?

Die Kosten werden in Deutschland übernommen, wenn eine Fraktur ohne adäquates Trauma vorliegt, eine langfristige Kortisontherapie (über 7,5mg/Tag) durchgeführt wird oder wenn der FRAX-Score ein 10-Jahres-Frakturrisiko von über 30% anzeigt.

Was kostet eine DXA-Messung als IGeL-Leistung?

Als individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) für Selbstzahler kostet eine DXA-Messung in Deutschland je nach Praxis und Region zwischen 40 und 70 Euro.

Wie oft sollte die Messung wiederholt werden?

Bei einem normalen Befund wird eine Wiederholung alle 5 Jahre empfohlen. Bei einer diagnostizierten Osteopenie sollte die Kontrolle alle 2-3 Jahre erfolgen, und bei einer Osteoporose unter Therapie wird eine jährliche Messung zur Verlaufskontrolle angeraten.

Geschrieben von Markus Weber, Markus Weber ist ein Ernährungswissenschaftler mit über 10 Jahren Erfahrung in der Beratung, dessen Fokus auf der Wiederherstellung der metabolischen Flexibilität und einer ganzheitlichen Betrachtung von Gesundheit liegt. Er ist Experte für die Zusammenhänge zwischen Ernährung, Stressmanagement und körperlicher Vitalität.